«Aussteller wollen Bewegung, aber keine B2C-Kunden»

autotecnica.ch

«Aussteller wollen Bewegung, aber keine B2C-Kunden»

27. Juli 2016 agvs-upsa.ch – Die «autotecnica.ch» findet 2016 nicht statt. Was das für die Zukunft bedeutet und welches die Auswirkungen der Neuausrichtung der Halle 7 des Auto-Salons sind, erklärt Organisator und Initiator Peter Krieg im Interview.

Herr Krieg, was hat zum Entscheid geführt, die «autotecnica.ch» 2016 nicht durchzuführen?
Peter Krieg: Hauptsächliche Ursache ist, dass die Halle 9 nicht zur Verfügung steht. Sie wird von der Stadt Zürich für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. Die Herausforderung, die «autotecnica.ch» in den Hallen 1 und 2 durchzuführen, ist ungleich grösser. Wirtschaftlich wäre es gleichwohl kein Problem gewesen, die Fachmesse in diesem Jahr zu veranstalten. Derzeit laufen indes intensive Bemühungen des saa, um die Halle 7 mit einem neuen Konzept wiederzubeleben. Weil das Potenzial für beide identisch ist, waren einige der Aussteller etwas verunsichert. Wichtig ist jedoch, dass sich die Halle 7 des Auto-Salons und die «autotecnica.ch» nicht konkurrieren. Sie sollen sich ergänzen. Mit der «autotecnica.ch» nun ein Jahr zu warten, ist der richtige Entscheid für die Branche und für alle Begleiter. Das haben mir auch die Aussteller bestätigt, mit denen ich in Kontakt stand. Nun können wir ohne Druck die «autotecnica.ch» für den Herbst 2017 planen.

Sie wollen keine Konkurrenz zum Auto-Salon und der Halle 7 sein. Hat es denn überhaupt Platz für zwei solche Messen in der Schweiz?
Für mich dies zwei verschiedene Paar Schuhe. Während der Auto-Salon eine internationale Bühne ist und mit Genf einen Standort in der Westschweiz hat, ist die «autotecnica.ch» eine nationale Bühne, die aber in Zürich, der potentesten Wirtschaftsregion der Schweiz, stattfindet. Generell ist der Tenor, dass Genf die ideale Bühne ist, aber nicht der ideale Standort. Die automotive Zulieferindustrie spielt sich hauptsächlich zwischen Basel und dem Rheintal ab. Und so stark wie in diesem Jahr habe ich das Fernbleiben von zahlreichen Deutschschweizer Besuchern noch nie bemerkt. Ausserdem ist zu bedenken, dass der Auto-Salon zwar zunehmend mehr Leute anlockt, aber auch immer mehr Besucher aus dem Ausland. Fast ein Drittel kam in diesem Jahr aus Frankreich und nur die Hälfte der Salon-Besucher überhaupt war aus der Schweiz. Und nur diese Klientel ist für die Aussteller in der Halle 7 interessant.

Aus Sicht der Garagisten ist Zürich ein attraktiver Messestandort.
Der Grossraum Zürich hat sicher sehr viel Potenzial. Ausserdem können die Garagisten, weil die Messe bis 21 Uhr geöffnet ist, auch nach dem Feierabend die Stände noch besuchen. Mit den Veranstaltungen im Brain-Village wollten wir bewusst Leute am Abend mobilisieren. Kommt hinzu, dass man selbst mit öffentlichen Verkehrsmitteln in rund einer Stunde aus der Ost- oder Zentralschweiz in Zürich ist.

Ein Problem ist sicherlich, ob es nun ein Vorteil ist, als unabhängige Messe – wie es in diesem Jahr mit der «autotecnica.ch» angedacht war – oder als angehängte Fachmesse wie im letzten Jahr bei der Premiere aufzutreten.
Das ist in der Tat nicht leicht zu beantworten. Das zeigen auch die Feedbacks der Austeller. In Genf ist der allgemeine Tenor, dass es zwar viele Besucher hat, davon aber wenige potenzielle Kunden sind. Nach der «autotecnica.ch» war die Rückmeldung, es habe wenig Frequenz gehabt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es rund 4000 Garagisten im weiteren Einzugsgebiet der «autotechnica.ch» gibt. Verteilt auf die vier Ausstellungstage sind das also rund 1000 Besucher pro Tag – und so viele waren es auch tatsächlich. Die Krux ist eben, die richtige Balance zu finden. Zum einen wünschen sich die Austeller Bewegung, zum anderen wollen sie keine B2C-Besucher. Sich einer Autoausstellung anzuschliessen, bietet eine gewisse Sicherheit, was die Besucherzahl anbelangt.

Wie schätzen Sie das Risiko ein, eine alleinstehende Fachmesse wie die «autotecnica.ch» zu organisieren?
Es braucht eine gewisse Anlaufzeit, auch um bei den Garagisten bekannt zu werden. Natürlich wäre es interessanter gewesen, wie im letzten Jahr mit der Auto Zürich als gemeinsame Messe aufzutreten. Letztlich genügen aber für eine Fachmesse 6000 bis 7000 Besucher, dafür haben die Aussteller wirklich Zeit, sich um die Kunden und ihre Anliegen zu kümmern oder untereinander ein Networking zu betreiben. In der Branche werden wir vermehrt nicht als Konkurrenten auftreten, sondern sollten uns miteinander bewegen.

Die zweite Auflage der «autotecnica.ch» findet nun 19. bis 22. Oktober 2017 statt. In welche Richtung gehen hierfür Ihre Überlegungen?
Eine Anlehnung an die Auto Zürich wird auch 2017 nicht möglich sein, weil der Platz fehlt. Wir werden mit dem Konzept arbeiten, das wir auch für dieses Jahr vorgesehen hatten. Das Format scheint richtig und die Eingliederung des Brain-Village ist ein wichtiger Bestandteil. Natürlich werden wir auch sehen, wie sich die Neuerungen der Halle 7 am Auto-Salon bewähren.

Lesen Sie mehr zum Thema auch in der nächsten Ausgabe des AUTOINSIDE, die am 1. September 2016 erscheint.
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