Warum E-Autos vielen Fahrern noch zu laut sind

Tuning von Elektroautos

Warum E-Autos vielen Fahrern noch zu laut sind

27. Januar 2023 agvs-upsa.ch – Immer mehr Menschen setzen auf Autos, die mit Saft aus der Steckdose laufen. Elektroauto-Tuning ist hierzulande zwar im Moment noch eine Randerscheinung, wird aber immer populärer. Was alles möglich ist und warum viele Elektroautobesitzer Geld in die Hand nehmen, um ihren leisen Stromer noch leiser zu machen, erklärt Martin Haudenschild von Ectech.ch in Haldenstein GR.

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Die Tesla-Boliden der Ectech Schrauber am Berg Renn Slalom Damüls, Drytech Race Cup 2022. Fotos: Tesla Owners Club Helvetia/ Martin Haudenschild

mfi. Das Vorurteil ist schnell zur Hand: Elektroautos lassen sich doch gar nicht richtig tunen! Grössere Endschalldämpfer? Geht nicht. Performance-Zündkerzen? Nichts da. Grössere Einlassventile? Vergessen wir’s. Falsch gedacht, denn Vorurteile sind eben nur Vorurteile. Tatsächlich lassen sich Stromer ebenso veredeln wie Verbrenner, auch wenn dies heute in der Schweiz (noch) nicht so weit verbreitet ist wie die Leistungsoptimierung von Verbrennerfahrzeugen. Momentan hat dies wohl mit dem effektiven Bestand an E-Autos zu tun. Trotzdem ist die Nachfrage für Leistungsoptimierungen am Elektroauto da und sicher ein Wachstumsmarkt. 

Martin Haudenschild ist Geschäftsführer und Mechaniker bei Ectech.ch in Haldenstein GR. Der ausgebildete Mechaniker blickt auf 20 Jahre IT-Erfahrung als System- und Cloudengineer zurück. Diese beiden Disziplinen machen ihn zum Fachmann in seinem jetzigen Spezialgebiet: Elektrofahrzeuge tunen. Zur kompetenten Verstärkung im Betrieb arbeitet nebst Haudenschild Senior auch sein Sohn Dario als Mitinhaber. Der gelernte Automechaniker kam bereits vor Ectech.ch mit der Elektromobilität in Berührung. In einer Nissan-Vertragsgarage schraubte er bereits an Modellen wie dem Nissan Leaf, E-NV200 und anderen Stromern. Ebenfalls war er massgeblich am Aufbau einer Tesla-Tuning- und Zubehörabteilung bei einem führenden Anbieter für Autozubehör beteiligt. Nebst dem normalen Elektroautoservice bieten die Haudenschilds zudem das Tuning von E-Fahrzeugen verschiedenster Hersteller an. Obwohl die Werkstatt sich auf Tesla spezialisiert hat, modifiziert und warten Martin und Dario Haudenschild regelmässig auch andere E-Autos wie zum Beispiel den Renault Zoe, Fiat 500e den Audi E-Tron und die E-Fahrzeuge der Marke Genesis.

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Die Elektroautotuner veranstalten regelmässig Bergrennen.

Doch was wird denn bei modernen Elektroautos überhaupt getunt? Nebst «optischem» Tuning, also allem, was die «Aussenhaut» betrifft, kann man bei Martin Haudenschild und seinem Sohn in der Werkstatt auch (fast) alles andere am Stromauto modifizieren lassen. «Ein Punkt ist die Aerodynamik bzw. der Strömungswiderstandskoeffizient, auch cw-Wert genannt», sagt der Elektroautotuner. Um diesen zu verbessern, gibt es bereits jetzt Bodykits, Schweller und Heckflügel am Markt, welche am Auto angebracht werden können. Dafür arbeiten die beiden Bündner mit einer Vielzahl an Herstellern und Zulieferern wie zum Beispiel Unplugged Performance oder Mountain Pass Performance usw. zusammen. Ebenso gehören Spurverbreiterungen und andere Fahrwerksanpassungen bis hin zum kompletten Austausch eines Fahrwerks bei ihnen im Betrieb zum Tagesgeschäft.
Bei Ectech.ch werden vorwiegend Fahrwerke von KW Automotive verbaut. Da die Haudenschilds eine freie Tesla-Garage betreiben, bringen viele ihrer Kunden ihre Model S, X, Y und 3 vorbei, um die Fahrzeuge entweder einem regulären Service zu unterziehen oder eben, um das Fahrzeug zu modifizieren. Ihre Leidenschaft für Tesla ist gross – Martin Haudenschild ist nebenher auch noch Präsident vom Tesla Owners Club Helvetia (TOCH) und Gründer des ersten Elektroauto-Rennteams in Europa. Zusammen mit seinem Sohn fährt er bereits die dritte Saison beim internationale Bergrennen mit. Martin Haudenschild hat schon früh erkannt, dass es ein grosses Bedürfnis vieler Model-3-Y-Besitzer ist, das Fahrwerk zu modifizieren. In Zusammenarbeit mit KW hat Dario das «KW Variante 3»-Gewinderfahrwerk speziell für das Model 3 bei der Entwicklung mit beeinflusst. Das beliebte Gewindefahrwerk ist einer der Kassenschlager von KW. «Bis dato ist das KW V3 für das Tesla Model 3 das meistverkaufte Fahrwerk von KW überhaupt», sagt Haudenschild. Mitunter sei dies so zu erklären, dass sehr viele Tesla-Model-3- und Y-Besitzende mit dem standardmässigen Fahrwerk des US-amerikanischen Fahrzeugherstellers noch nicht ganz zufrieden seien, sagt Haudenschild.

Doch was überraschenderweise auch viele Kunden bei ectech.ch wollen, sind gar nicht härtere Dämpfer oder mehr Power – sondern eine bessere Dämmung des Innenraums. Was im ersten Moment gänzlich absurd klingen mag, macht ironischerweise Sinn: Elektrofahrzeuge sind von Natur aus sehr leise. Durch das fehlende konstante Brummen eines Motors fallen Abroll- und Umgebungsgeräusche, wenn man sich im Auto befindet, umso mehr auf. «Mittlerweile sind wir richtige Profis im Zerlegen der Fahrzeugverkleidungen», sagt Haudenschild. Denn die beiden Elektroautotuner dämmen Kundenfahrzeuge mit Alubutyl und anderen Dämmmaterialien, um deren Fahrerinnen und Fahrern die perfekte Stille an Bord während der Fahrt zu bescheren. 
Auf die Frage, ob man auch ein Chiptuning durchführen könne, um den Antrieb zu optimieren – wie man das vom Tuning bei moderneren Verbrennungsmotoren kennt –, sagt Haudenschild: «Wir führen keine Softwareoptimierungen durch, denn dies ist seitens der Hersteller – gerade bei Tesla – fast verunmöglicht.» Tesla schickt etwa alle zwölf Wochen ein Update an die Fahrzeugflotte. Wenn dann eine «fremde» Software vom Update-Programm im Auto entdeckt wird, würde das Fahrzeug vom kalifornischen Fahrzeughersteller sogar stillgelegt, betont Haudenschild. Doch diese Art von Tuning sei bei seiner Kundschaft angesichts der bei Elektrofahrzeugen meist ohnehin hohen Leistung auch gar kein grosses Bedürfnis, sagt Haudenschild: «Bei uns kommen im Jahr lediglich vier, fünf Anfragen wegen Leistungssteigerung rein.» Doch was Ectech.ch macht, ist gefragt: Die Kunden kommen nicht nur aus der ganzen Schweiz, sondern auch aus benachbarten Ländern ins Bündnerland.
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