Herausforderungen nur politisch zu lösen

François Launaz, Auto-Schweiz

Herausforderungen nur politisch zu lösen

5. April 2022 agvs-upsa.ch – Nach acht Jahren an der Spitze von Auto-Schweiz tritt François Launaz am 17. Mai als Präsident zurück. Der fundierte Kenner der Schweizer Autobranche blickt auf seine Zeit bei der Vereinigung der offiziellen Automobil-Importeure zurück. Er erläutert, wieso Politiker an der Spitze eines Verbands nun Sinn machen, spricht über die leidige Plug-in-Hybrid-Debatte und verrät, auf was er sich als Pensionär am meisten freut.

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Am Autosalon Genf 2009 begrüsst Asimo, der Roboter von Honda, den damaligen Bundespräsidenten Hans-Rudolf Merz mit einem kräftigen Händedruck. Im Hintergrund die Repräsentanten von Honda (v. l. n. r.) François Launaz, General Manager Honda Automobiles Suisse SA (HASSA), Makoto Taguchi, Generaldirektor HASSA und Claude F. Sage, Verwaltungsratpräsident HASSA. Foto: Honda

jas. «Mit 67 Jahren ist es für mich an der Zeit, die Führung des Verbands in neue Hände zu übergeben», erklärt François Launaz unumwunden. «Das hatte ich übrigens bereits 2020 angekündigt. Ich freue mich, bald wieder mehr Zeit für mich und meine Familie zu haben. Ich werde etwas mehr Sport treiben und auch mehr Zeit in den Bergen verbringen können», so der abtretende Präsident von Auto-Schweiz. «Zudem freue ich mich darauf, wieder Bücher zu lesen. Denn seit fast zehn Jahren waren es vor allem politische Unterlagen und Statements, die ich mir zu Gemüte führen musste», erklärt der Westschweizer.

Am 17. Mai wird es so weit sein, dann soll an der GV von Auto-Schweiz mit SVP-Nationalrat Albert Rösti ein versierter Polit-Profi zu seinem Nachfolger gewählt werden. François Launaz freut sich über die Nomination des 54-jährigen Berners. «Die politische Arbeit ist in den letzten Jahren immer mühsamer und anspruchsvoller geworden, da kennt sich ein gestandener Politiker bestens aus.» Er denkt dabei etwa an die ganze Debatte zu den Plug-in-Hybriden, die plötzlich als Klimakiller mit Steuerrabatten betitelt werden. «Hier ist es mit Nichten nötig, das System der CO2-Berechnungen zu überarbeiten. Es geht lediglich darum, die Hybride richtig zu nutzen», sagt Launaz. Denn jemand, der sein Auto möglichst oft auflädt – zuhause und bei der Arbeit – nutze den Plug-in-Hybriden primär im Elektromodus. Lade man die Batterie nicht auf, dann fahre man im Benzinmodus und dann seien die Verbrauchswerte erwiesenermassen nicht gut. «In vielen Debatten sind heutzutage leider keine wissenschaftlichen oder belegbaren Argumente mehr gefragt. Man diskutiert hochemotional, aber viel zu oft ohne das nötige Hintergrundwissen», so François Launaz. «Dies kann auf Dauer durchaus ermüdend sein.»

Dem in Fribourg wohnhaften 67-Jährigen ist es in seiner Amtszeit gelungen, seinen Verband auch in der Westschweiz zu etablieren. «Wir haben anders als der AGVS beispielsweise keine Sektionen, das macht die Basisarbeit nicht immer einfach. Dank der digitalen Möglichkeiten sind wir nun viel flexibler geworden», erläutert Launaz. «Der persönliche Austausch ist trotzdem enorm wichtig, daher treffen wir neben den zweiwöchentlichen Zoom-Meetings auch jeden Marken-CEO sicher einmal pro Jahr persönlich.» Dies sei früher mit der GIMS als Branchentreffpunkt einfacher gewesen, wo man Kontakt zu internationalen Branchengrössen pflegen konnte. «Die Hersteller werden darüber entscheiden, ob es die GIMS wieder gibt oder ob man sich die neuen Fahrzeuge in den Showrooms der Händler anschauen soll», sinniert er fast etwas nachdenklich, um gleich wieder positiv nach vorn zu blicken. «Wir haben das Glück in einer Branche tätig zu sein, deren Produkt Emotionen weckt und mit immer neuen Technologien und Innovationen aufwartet. Das trieb mich all die Jahre an – ich hätte beispielsweise nie einfach nur Cornichons verkaufen können!»

Insgesamt darf der sympathische Westschweizer auf eine erfolgreiche Zeit als Präsident von Auto-Schweiz zurückblicken: «Wir konnten viel Schlimmes verhindern, aber vielleicht auch zu wenig Positives bewirken», analysiert er fast zu nüchtern. Er wird jedoch von seinem Direktor Andreas Burgener gleich auf die gewonnene Abstimmung zur zweiten Gotthardröhre 2016 und nur ein Jahr danach die Zustimmung des Stimmvolks zur Finanzierung der Nationalstrassen und der Agglomerationsstrassenprojekten (NAF) hingewiesen. «Und zusammen mit unseren Partnerverbänden, wie etwa dem AGVS, konnten wir letztes Jahr auch das nutzlose und viel zu viele Kosten verursachende CO2-Gesetz erfolgreich abwenden», so Launaz. «Nun besteht die einmalige Gelegenheit, die Klimapolitik mit Investitionen in moderne Technik und Innovationen voranzutreiben.» Für den Strassenverkehr bedeute dies: Förderung von öffentlicher und privater Ladeinfrastruktur, Unterstützung von Tankmöglichkeiten für neue Treibstoffe wie etwa Wasserstoff und Investitionen in die Produktion synthetischer Treibstoffe in der Schweiz. Wichtig sei auch, dass man gemeinsam nach Lösungen für die Mobilität der Zukunft suche. «Das ewige Ausspielen von ÖV gegen mobilisierten Individualverkehr ist so dumm! Wir müssen doch gemeinsam vorwärtskommen und uns nicht gegenseitig immer wieder ausbremsen.»

Launaz versteht sich darauf, Gemeinsamkeiten herauszustreichen, statt einen Konfrontationskurs zu fahren. «Innerhalb von Auto-Schweiz haben auch nicht alle Mitglieder die gleiche Position: Es gilt die Partikularinteressen der einzelnen Firmen und Marken auf einen Nenner zu bringen, um gemeinsam als Branche und nicht als Einzelfirma Ziele zu erreichen.» Er profitierte dabei sicherlich von seiner Erfahrung, die er in den vielen Jahren in Führungspositionen bei Honda Schweiz sammelte. «Ich kannte die Probleme und Herausforderungen der Branche. Dies wird mein designierter Nachfolger Albert Rösti zwar nicht mitbringen, aber ich bin mir sicher, dass er einen guten Job macht, selbst wenn er nicht aus der Autobranche stammt», so Launaz. Er ergänzt: «Zudem braucht es meiner Meinung nach heute mehr politisches Gewicht als technisches Hintergrundwissen an der Spitze eines Verbands.» Launaz gibt zu bedenken, dass man als Präsident von Auto-Schweiz nicht allein agiere, sondern sich auf ein gutes Team und Strukturen verlassen könne. «Der Vorstand fordert zwar viel, aber unterstützt uns bei der Arbeit auch tatkräftig.» Grosses Potenzial sieht der 67-Jährige durch den Schulterschluss mit Partnerverbänden. «Mit Albert Rösti und AGVS-Zentralpräsident Thomas Hurter im Nationalrat sowie Astag-Präsident Thierry Burkart im Ständerat haben wir politisch ein Dreigestirn, das uns in Bern wieder eine stärkere Stimme verleihen kann. Dies verleiht auch unserem Dachverband Strasseschweiz Rückenwind, in dem darüber hinaus etwa Avenergy, der Baumeisterverband und der TCS organisiert sind.» Und er gibt zu bedenken, dass die Grünen und der VCS mit ihren Vorstössen aktuell nicht danach streben, eine saubere Mobilität zu erhalten, sondern schlicht weniger Mobilität – vor allem in den Städten. «Mit Ideen zu Mobility Pricing, verschärften Lärmvorgaben oder auch dem zunehmenden Gummiabrieb durch die schweren Elektrofahrzeuge werden grosse Herausforderungen auf unsere Branche zukommen, die wir nicht technisch, sondern nur politisch lösen können. Daher ist es gut, bald einen versierten Politiker an der Spitze von Auto-Schweiz zu haben.»
 
François Launaz persönlich

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François Launaz wird am 17. Mai als Präsident von Auto-Schweiz zurücktreten. Foto: Auto-Schweiz

Nach einem Ingenieurs- und Wirtschaftsstudium und zwei Jahren in Pakistan für Escher-Wyss arbeitete François Launaz unter anderem in der väterlichen Garage und für Mercedes-Benz Schweiz. Ab 1988 startete er seine Laufbahn bei Honda Schweiz. Wo er unter dem legendären Claude F. Sage fast 20 Jahre Verkaufschef war, dann ab 2011 als General Manager und zuletzt als Vice President selbst die Geschicke der japanischen Automarke in der Schweiz führte. Im Sommer 2014 wechselte der 67-Jährige an die Spitze von Auto-Schweiz. In den letzten acht Jahren führte er die Vereinigung der offiziellen Automobil-Importeure und macht den Verband vor allem auch in der Romandie bekannter. Ausserdem nahm der in Fribourg wohnhafte Präsident von Auto-Schweiz auch diverse Mandate wahr, um die Rolle der Autobranche in der Schweiz zu stärken. So war er seit 2015 Präsident von Auto-i-Dat, aber auch Stiftungsratsmitglied bei Auto Recycling Schweiz und Vizepräsident der GIMS sowie im Vorstand der Dachverbände Handel Schweiz und Economiesuisse.
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Kommentare


Brigitte Köppel 5. April 2022 - 19:59
Mes meilleurs voeux vous accompagnent, cher François. Amicalement de côté Saint-Gall, Brigitte (ancienne collaboratrice auprès de HASSA, Dealer Development), Satigny-Genève)